Fallbeispiele
Mit der folgenden Fallsammlung wollen wir Ihnen einen kleinen Einblick in die besonderen Möglichkeiten der Kardio-MRT-Bildgebung geben.
Mit sogenannten cine-MRT-Aufnahmen kann die Herzaktion erfasst und sowohl die Anatomie als auch die Funktion des Herzens beurteil werden (Abb. 1A). Ergänzend durchgeführte Kontrast-Aufnahmen, die als „late-gadolinium-enhancement“ (LGE)-Aufnahmen bezeichnet werden, ermöglichen die Beurteilung der Textur des Herzmuskels (Abb. 1B): Im Falle eines gesunden Herzmuskels ist keine Kontrastmittel-Anreicherung und daher nur ein dunkles Signal im Bereich des Herzmuskels zu erkennen.
Im Rahmen eines Herzinfarktes (aufgrund eines Herzkranzgefäß-Verschlusses) kommt es zu einer Herzmuskel-Schädigung. Die Lokalisation und das Ausmaß dieser Herzmuskelschädigung kann man durch ein helles Signal in den speziellen Kontrastmittel-Aufnahmen erfassen (Abb. 2).
Bei einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kommt es zu einer fleckförmigen Schädigung v.a. der äußeren bzw. mittleren Myokard-Schichten (Abb. 3). Anhand des Musters dieser Schädigung kann die Herzmuskelentzündung vom klassischen Herzinfarkt unterschieden werden.
Bei der Herzbeutelentzündung (Perikarditis) ist nicht der Herzmuskel, sondern der Herzbeutel als äußere Abgrenzung des Herzens betroffen (Abb. 4). Herzbeutelentzündungen können auch in Kombination mit Herzmuskelentzündungen auftreten und werden zumeist durch Virus-Infektionen verursacht.
Beim sogenannten Stress-MRT wird die Durchblutung des Herzmuskels mit einem speziellen Medikament gesteigert. Dadurch können Areale, die von einem verengten bzw. verschlossenen Herzkranzgefäß versorgt werden und daher minderdurchblutet sind, durch ein dunkles Signal sichtbar gemacht werden (Abb. 5). Dieses Verfahren hat sich heutzutage für die (indirekte) Untersuchung der Herzkranzgefäße hinsichtlich des Vorliegens einer koronaren Herzkrankheit (KHK) fest etabliert (KHK-Diagnostik) und ist von entscheidender Bedeutung hinsichtlich der Entscheidung, ob eine invasive Herzkatheter-Untersuchung wirklich erforderlich ist.
Bei manchen Personen kommt es zu einer speziellen Form einer angeborenen Herzmuskel-Verdickung, die man als „hypertrophe Kardiomyopathie“ (HCM) bezeichnet. Bei dieser Erkrankung kommt es in der Regel zu einer führenden Verdickung der Herzmuskelscheidewand mit gleichzeitiger Ausbildung von Narben im Herzmuskel (Abb. 6). Je ausgeprägter die Narbenlast im MRT ist, desto größer ist das Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen für solche Patienten.
Bei der Amyloidose handelt es sich um eine Speichererkrankung: Sogenannte Amyloid-Fibrillen (spezielle Eiweiße), die ihren Ursprung häufig in der Leber (ATTR-Form) oder im Knochenmark (AL-Form) haben, reichern sich zunehmend im Herzmuskel-Gewebe an und führen dadurch zu einer Verdickung und Versteifung des Herzmuskels. Im Herz-MRT ist diese Erkrankung aufgrund einer sehr charakteristischen Kontrastmittel-Anreicherung sicher zu diagnostizieren (Abb. 7).
Seltene genetische Erkrankungen wie die Mitochondriopathie (z.B. MELAS) können ebenfalls zu einer sehr charakteristischen Herzmuskel-Beteiligung führen (Abb. 8). So kommt es bei der MELAS-Erkrankung häufig zu einer Herzmuskel-Verdickung mit wiederum charakteristischer Narbenbildung. Auch für andere neuromuskuläre Erkrankungen wie z.B. die Muskeldystrophie sind spezielle Narbenmuster im Kardio-MRT bekannt und für die Diagnose von Herzerkrankungen sehr hilfreich.
Mapping-Protokolle ermöglichen eine noch sensitivere Beurteilung der Feinstruktur des Herzens und ergänzen die klassischen Kontrast-Aufnahmen. So kann man mittels spezieller T1-Mapping-Aufnahmen feinste strukturelle Veränderungen erfassen und quantifizieren (Abb. 9A). T2-Mapping-Aufnahmen helfen bei der Detektion von entzündlichen Veränderungen (Abb. 9B) und ECV-Mapping-Aufnahmen ermöglichen die nicht-invasive Beurteilung des „Extrazellulärvolumens“ (ECV) im Herzmuskel (Abb. 9C). Ein weiterer Vorteil dieser Mapping-Protokolle liegt in der einfachen Handhabung mit der Möglichkeit zur absoluten Quantifizierung der erwähnten strukturellen Veränderungen.
Das MRT ermöglicht mittels unterschiedlicher Protokolle die Durchführung einer sogenannten Angiographie, um größere und kleinere Gefäße darzustellen: Mit der klassischen 3D-MR-Angiographie (Abb. 10 links) kann man v.a. größere Gefäße wie die Aorta oder die Lungenarterie sehr gut darstellen. Modernere Ansätze wie das 3D-whole-heart-Protokoll ermöglichen hingegen eine noch höhere Auflösung und dadurch auch die Darstellung von kleinen Gefäßen wie den Koronar-Arterien (Abb. 10 rechts).
Hier ist ein Beispiel eines Patienten mit einer Erweiterung im Bereich der Aorta (Körperschlagader) zu erkennen, die man als „Aneurysma“ bezeichnet (Abb. 11). Derartige Aorten-Aneurysmen müssen beobachtet und regelmäßig kontrolliert werden, da sie größer werden können und im Einzelfall auch vorsorglich operiert werden müssen. Das Kardio-MRT ist aufgrund seiner Strahlen-Freiheit und Genauigkeit bestens für die Diagnose und Verlaufsbeurteilung von solchen Gefäßerkrankungen geeignet.
Modernere Angiographie-Ansätze wie das 3D-whole-heart-Protokoll ermöglichen eine sehr hohe räumliche Auflösung und dadurch die Darstellung von selbst kleinen Gefäßen wie den Koronar-Arterien (Abb. 12). Mit solchen MRT-Protokollen wird innerhalb von 3-5min der gesamte Brustkorb des Patienten mit einer sehr hohen Bild-Auflösung erfasst. Anschließend kann dann in Ruhe die jeweilige Zielstruktur aus diesem 3D-Datensatz ausgewertet werden.
Angeborene (kongenitale) Herzerkrankungen sind häufig recht komplex und gehen mit multiplen anatomischen und funktionellen Veränderungen einher. Mit dem Kardio-MRT können auch solche kongenitalen Erkrankungen umfassend untersucht und erfasst werden, wenn die entsprechende Erfahrung und Expertise vorliegen. In diesem Beispiel ist eine Lungenvenenfehlmündung in die untere Hohlvene (Vena cava inferior) zu erkennen (Abb. 13), die man als Scimitar-Syndrom bezeichnet. Durch diese Fehlmündung entsteht eine Art Kurzschluss-Kreislauf zwischen der Lunge und der rechten Herzhälfte und es fließt zu viel Blut durch die Lunge.
Mittlerweile hat sich das Kardio-MRT auch für die Diagnose von Klappen-Erkrankungen und insbesondere für deren Schwere-Einteilung fest etabliert. Die genaue Beurteilung der Schwere einer Klappen-Erkrankung ist wiederum von entscheidender Bedeutung für therapeutische Entscheidungen. In diesem Beispiel sieht man eine sogenannte „quadruspide“ Aortenklappe (Abb. 14): Normalerweise hat die Aortenklappe nur drei Taschen, aber in diesem Fall sind es sogar vier. Im MRT lässt sich die Klappe in jeder beliebigen Schnittebene darstellen und somit genau beurteilen.